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Ein Leben in Leidenschaft

 

 

Vincent van Gogh - geboren am 30. März 1853 in Groot-Zundert in Brabant, gestorben am 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise bei Paris - Angestellter im Kunsthandel (Den Haag, London, Paris), Hilfslehrer in Ramsgate, Theologiestudent in Amsterdam, Prediger in der Borinage (Petites Wasmes, Belgien), wo ihn das Elend der Grubenarbeiter so erschüttert, daß er alles hergibt, um ihre Not zu lindern. Seine Versuche, die Lager der Bergleute strukturell zu verbessern, schlagen fehl. Er will einer der Ihren sein, lebt in franziskanischer Armut, hungernd und frierend in einer Bretterbude. Weil seine Behörde das nicht schicklich findet, wird er seines Dienstes enthoben.

In dieser bittersten Not kommt für ihn die Wende zur Kunst. Er zeichnet die einfachen Leute und Dinge seiner Umgebung. Sein vier Jahre jüngerer Bruder Theo beginnt ihn zu unterstützen. Sechs Jahre müht er sich ab (Etten, Den Haag, Drenthe, Nuenen, Antwerpen), durch Abzeichnen von Landschaften, Menschen und Dingen das Auge zu schärfen, die Hand zu üben, lange Zeit ohne seine Fortschritte zu erkennen. In der Liebe hat er kein Glück. Er harrt aus, von der Gesellschaft verachtet, als Künstler nicht anerkannt, ein ausdauernder Hungerleider.

Zwei Jahre bei seinem Bruder Theo in Paris (1886 - 1888) geben seiner Entwicklung durch die Bekanntschaft mit Impressionisten und Pointillisten einen Stoß nach vorn. Um zu sich selbst zu finden, zieht er im Februar 1888 nach Arles. Dort entstehen seine farbenglühenden Bilder. Ende des Jahres Nervenanfall, der sich künftig vierteljährlich wiederholt. Einjähriger Aufenthalt in der Irrenanstalt in Saint-Rémy bei hellem Bewußtsein. Die Bürger von Arles haben seine Internierung beantragt, obgleich er in seinem Anfall niemand außer sich selbst verletzt hat. Mai 1890 übersiedelt Vincent nach Auvers-sur-Oise. Im Juli erfährt er, daß Theos Stellung in der Kunsthandlung Goupil gefährdet ist. Theo, der ihn seit zehn Jahren finanziell getragen hat - erst vor kurzem hat er sich verheiratet, sein Kind hat er nach Vincent benannt -, nun ist er selber in Schwierigkeiten. Van Gogh steht vor einer Wand. Er fürchtet erneute Anfälle, anhaltenden Wahnsinn, durch den er hilflos und seinem Bruder zur unerträglichen Last würde. Er setzt ungern seinem Leben ein Ende.

Vincent van Gogh, ein Maler, den jeder kennt. Das hat er erreicht, volkstümlich in einem tiefen Sinn zu werden. Für die Wände in den Wohnungen der einfachen Leute, nicht für die Kunstgalerien und Salons wollte er malen und nicht für den Ruhm. Und nicht für die Kunst. Kann man so etwas sagen von einem, der Tag für Tag in die sonnenglühende provenzialische Landschaft wie in ein Feuer hineinging, um seine Kunst zur letzten Reife zu bringen? Van Gogh hat sein Leben an die Kunst drangegeben und doch das Leben höher eingeschätzt als die Kunst. "Diese Kunst, die ewig lebende, und diese Wiedergeburt, dieser grüne Schößling, der aus den Wurzeln des alten, gefällten Stammes aufsprießt, dies sind so sehr Dinge des Geistes, daß uns eine gewisse Schwermut überkommt bei dem Gedanken, daß man mit geringerer Mühe Leben statt Kunst hätte schaffen können." Ein andermal versichert er, "daß die Liebe zu Büchern ebenso heilig ist wie die Liebe zu Rembrandt, ja, ich glaube sogar, daß die beiden sich ergänzen." Es gibt Briefstellen, in denen er seinen Bruder Theo überredet, den Kunsthandel aufzugeben und selber auch ausübender Künstler zu werden, und entgegengesetzte wie die: er, Vincent, sage sich oft, er hätte vielleicht besser daran getan, im Kunsthandel zu bleiben, denn "so verhilft man doch anderen zum Schaffen". Und nichts sei künstlerischer, als die Menschen zu lieben.

Bei einem an Leidenschaftlichkeit nicht zu überbietenden Maler zeugt solches immer wiederkehrende Abstandnehmen von einer um so stärkeren geistigen Freiheit.

Die künstlerische Kraft van Goghs hat eine tiefere Quelle, aus der sie sich schöpft. Es ist die Liebe zu den Menschen, insbesondere zu den Armen, in denen er das schönere Licht der Menschlichkeit findet. Diese Menschenliebe ist in ihm früher als die Kunst und übergreift sie, und macht gerade deshalb ihre Wahrheit und  Stärke aus.

Weil die Kunst sein Weg zu den Menschen ist und sein Geschenk an sie - andere Wege wie die des Predigers mußten Holzwege bleiben -, sehnt sich Vincent doch immer wieder heiß danach, sein Werk überzeugend hervorzubringen, und er muß seinen Glauben an die Kunst immer wieder beteuern und bestärken lassen: An jener Briefstelle folgt der Seufzer an Theo gewandt: "Laß mich fühlen, wenn Du kannst, daß die Kunst lebendig ist, der Du die Kunst vielleicht mehr liebst als ich!"

Mehrmals hing er ernstlich der Idee nach, so etwas wie eine Wohngemeinschaft der Künstler zu gründen, einen Zusammenschluß der Maler, um der finanziellen Misere bei sich und den anderen entgegenzusteuern, nachdem die bürgerliche Gesellschaft nicht, wie er es für richtig hielte, die Künstler trug. Gewöhnlich dachte er dann zuerst an die anderen, deren Notlage ihn bestürzte.

Die größere Liebe hat den Maler Vincent groß gemacht. Aus den dunklen Bildern der Anfänge brach eine feuerwerfende Sonne hervor, Licht materialisierte sich in unwahrscheinliche Gelbtöne, die Lichtflut war nicht mehr aufzuhalten, sie erreichte die Menschen.

Er selber hat es nicht erlebt. Seine Bilder, außer einem einzigen, fanden keine Käufer. Sie lagen zuhauf unter den Schränken, unter dem Sofa, unter dem Bett im Gastzimmer von Theos Wohnung gestapelt, der in seiner Treue nie nachließ. Die Brüder schrieben sich oft täglich. 652 Briefe von Vincent allein an seinen Bruder sind erhalten geblieben. Theo starb ein halbes Jahr nach Vincent.

Karls Jaspers sagt von diesen Briefen Vincents, sie seien "Dokumente eines Denkens von hohem Ethos... einer unendlichen Liebe, einer großherzigen Menschlichkeit", und er spricht von der "Unbedingtheit", dem "hohen Anspruch", dem "religiös durchdrungenen Realismus", der "vollkommenen Wahrhaftigkeit" seiner gesamten Existenz, die "von einzigartiger Höhe" war.

Vincents ganze Existenz ist eine an die Menschen gehende Aussage, nicht seine Bilder allein, auch seine Worte, an die wir uns hier halten wollen, um ihm zuzuhören.

Es kommt vor, daß Worte wahrer sind als Taten, weil sie gelegentlich ungehinderter, und unaufgehalten von der Materie des Schicksals und der Gestaltung, das Innerste des Menschen, das Gemeinte und Ersehnte, bekunden können. Besonders wenn sie vom Herdfeuer "unendlicher Liebe" kommen. Hat das Feuer der provenzialischen Sonne den Maler Vincent verzehrt, um aus seinen Bildern zu lodern, so ist es auch das Element, das Frierende um sich sammelt, das man hütet, das Leben gewährt, das Licht verbreitet, "freundliches Licht", wie van Gogh gerne sagt, das Element, das reinigt, das den kurzen Weg nimmt, das unaufhaltsam nach oben drängt.

Das Feuer ist das Element der Nähe, auch wenn es fernher oder in die Ferne strahlt. So hat Vincent van Gogh trotz seines religiösen Grundzuges nicht mythische Gestalten und nicht Heiligenfiguren, und trotz seines vielen Nachdenkens keine Gedanken gemalt, sondern das sinnenhafte Naheliegende, die einfache Landschaft, die hart arbeitenden, bedrückten Menschen, deren rauhen Linien sein Stift entschlossen und ehrfürchtig nachging. Ihnen wollte er nahe sein. Den "Heiligenschein" der schlichten Menschen wollte er zum Leuchten bringen.

 

   

 

Mein Gedicht für Vincent

Du hattest oftmals Pech im Leben.

Dir nützte auch kein krankhaft´Streben.

Malen war Dein einzig Trost.

Man hat sich über Dich erbost.

Niemand konnte Dich versteh´n.

Keiner wollte Dein Talent seh´n.

Nur Dein Bruder Théo wußte,

daß man Deine Künste fördern mußte.

Er ermöglichte es Dir,

Bilder zu schaffen für ein Atelier.

*

Oh, wie bekannt Du heute bist!

Es kann einfach nicht passieren,

daß man Dich je wieder vergißt!

Heut´wärst Du ein gemachter Mann,

weil niemand so gut malen kann!

von Ela (25. November 1990)

 

 

Anmerkung: Mehr über den Maler Vincent van Gogh? Buchtipps? e-mailt mir!

 

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